Christoph DompkeUnterhaltungsmusik und NS-Verfolgung


Dompke, Christoph

Unterhaltungsmusik und NS-Verfolgung


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VerlagsartikelNr..: 9783932696800
Verlag: Von Bockel Verlag

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Schlagworte:
Musikgeschichte
Inhalt:
Musik im 'Dritten Reich' und im Exil Band 15
Unterhaltungsmusik wurde von der deutschen Musikwissenschaft und auch der
Exilforschung lange Zeit vernachlässigt. Hier setzt Christoph Dompke mit
seiner Arbeit an: Indem er die Subgattungen Operette, Kabarett, Chanson,
Schlager und Tanzmusik einbezieht und zudem verschiedene Verfolgungsarten wie
Vertreibung ins Ausland, Ghettoisierung im Jüdischen Kulturbund und KZ-Haft
berücksichtigt, gewinnt er einen Überblick über das gesamte Themenspektrum.
Lebenswege von Unterhaltungskünstlern aus Österreich und Deutschland werden
auf der Grundlage von Archivrecherchen nachgezeichnet. Als Bild ergibt sich:
Es gibt Biographien des Scheiterns, Biographien des Verschwindens, und
Musiker, deren Leben und Tätigkeiten im Exil vorerst unaufgeklärt bleiben.
Und es gibt Musiker, die sich trotz schwieriger Lebensumstände und
Arbeitsbedingungen behaupten konnten und innerhalb bestimmter Grenzen Erfolg
hatten.
Die Akkulturation Verfolgter im Exilland hing stark vom internationalen
Bekanntheitsgrad und Erfolg der Musiker vor 1933 ab. Dabei spielte das Alter
der Künstlerinnen und Künstler eine Rolle. Dem Operettenkomponisten Oscar
Straus (1870-1954) ging es im amerikanischen Exil verhältnismäßig gut, denn
viele Operetten von dem Senioren der Unterhaltungsbranche waren dort
erfolgreich gewesen und er selbst war ein beliebter Gastdirigent. Paul
Abraham (1892-1960) hingegen hatte seine großen Erfolge in Deutschland und
Österreich erst Anfang der 1930er Jahre gefeiert und war in Amerika ein
Unbekannter (Uraufführung von Viktoria und ihr Husar erst Februar 1930 in
Budapest, deutsche Erstaufführung Juli 1930 in Leipzig, 3 Jahre vor der
Machtübergabe).
Für die nach Abraham nächst jüngere Generation der um 1900 Geborenen scheint
wiederum ein Neuanfang einfacher gewesen zu sein. Dem Komponisten und
Schriftsteller Hugo Wiener (1904-1993) beispielsweise gelang es, in
Südamerika beruflich Fuß zu fassen, ebenso konnte sich der Musiker und
Komponist Shabtai Petrushka (1903-1997) in Palästina eine erfolgreiche
Karriere aufbauen.
Ein ungewöhnliches Beispiel gelungener Akkulturation spiegelt sich im
Lebenslauf der Chansonette Greta Keller (1903-1977) wider, die aus Protest
gegen das Nazi-Regime in die USA auswanderte und sich dort künstlerisch
entfalten konnte. Sie machte die Fremdheit (ihre österreichische Herkunft) zu
ihrem Markenzeichen, mit Chansons überwiegend deutscher und österreichischer
Komponisten.
Die Homosexuellenverfolgung in Deutschland erlebte unter den Nazis einen
neuen Höhepunkt. Auf die bisher wenig dokumentierte Verfolgung schwuler
Musiker wird exemplarisch am Beispiel Robert T. Odemanns (1904-1985)
eingegangen. Haft, Befreiung und versuchte Rehabilitierung werden ausführlich
dokumentiert.
Die Wiedergutmachungspraxis der BRD seit 1949 stellt ein eigenes Kapitel dar.
Am Beispiel der Personalakten von Blandine Ebinger (1899-1993) wird ein
Einzelfall bis in alle Details dokumentiert.

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